Beschreibung
Die Geschichte von Herzog Ernst ist uns auf Teutsch überliefert in einer kurzen und langen Gedichtfassung, wie auch einer kurzen und langen Erzählfassung. Daneben gibt es Übersetzungen ins Kirchenlatein, die zwei Erzählfassungen und eine Gedichtfassung enthalten. Und ein dermaßen stark „christlich verändertes“ Gedicht, daß nur noch die Melodie überlebt hat, der Inhalt ist rein theologisch.
Die von der Wissenschaft vergebenen Bezeichnungen der Fassungen A bis H sind sehr verworren, deswegen gebe ich hier zunächst einen Überblick:
Fassung A, B, D = Lange Gedichtfassung
Fassung C und Erf. (Erfurt) = Kirchenlatein-Fassung (2 Erzählfassungen, 1 Gedichtfassung)
Fassung F = Lange Erzählfassung
Fassung G = Kurze Gedichtfassung oder Liedfassung
Fassung H = Kurze Erzählfassung oder Volksbuchfassung
Nach der Liedfassung G ist Ernst Herzog von Braunschweig und Stiefsohn Kaiser Friedrichs (Barbarossa), womit die Liedfassung zum Sagenkreis von Heinrich dem Löwen und Barbarossa gehört. Nach allen anderen Fassungen ist Ernst Herzog von Bayern und Sachsen und der Kaiser heißt Otto. Kenneth Charles King hat dargelegt, daß die Liedfassung die älteste ist und demnach Kaiser Otto-Fassungen nachträglich bearbeitet wurden.
Woher kommt es, daß im Herzog Ernst zwei grundlegend verschiedene Geschichten erzählt wurden? Die Frage beantwortet sich, wenn wir dieses Lied mit dem vom Heinrich dem Löwen vergleichen. Dann sehen wir, daß Heinrich dieselben Abenteuer erlebt wie Ernst, nur hat Heinrich einen Löwen als treuen Gesellen an seiner Seite, Ernst einen treuen Mann, der in der Liedfassung nicht einmal einen Namen hat!
Die Geschichte von Herzog Ernst ist daher nur eine Kopie der Geschichte Heinrichs des Löwen, die im Laufe der Zeit immer mehr erweitert wurde. Die Liedfassung zeigt deutlich, daß Herzog Ernst ursprünglich ein niederrheinisches Gedicht, also aus Braunschweig oder Sachsen kam. Außerdem hat sich die Wissenschaft nur sehr stiefmütterlich mit dem Lied von Heinrich dem Löwen befaßt. Es gibt bis heute gerade einmal eine Übersetzung, eine andere Liedfassung wurde noch nie übersetzt. Und das Volksbuch von Heinrich ist völlig verschollen. Die deutsche und englische Wikipedia verschweigt sogar die Kaiser Friedrich-Liedfassung. Hieran sehen wir, welche der beiden Geschichten gefördert und welche unterdrückt wurde.
Inhaltsangabe:
Kernstück der Sage ist die Meerfahrt zum Magnetberg, die Entdeckung eines großen Karfunkels in einer Höhle und die Befreiung einer entführten indischen Prinzessin aus dem Reich der Schnabelmenschen. Wer denkt beim Magnetberg nicht an den magnetischen Schwarzen Felsen im Nordpolland oder Hyperborea, den wir auf einigen alten Karten noch sehen können?
Was in diesem Herzog Ernst-Paket enthalten ist:
Damit sich der werte Leser von alledem selbst ein Bild machen kann, biete ich hier das folgende Herzog Ernst-Paket an:
– Das Lied in seiner ältesten Fassung aus dem Dresdener Heldenbuch (Text ist durchsuchbar und kopierbar!)
– Die wichtigsten Auszüge aus der Textausgabe der Liedfassung von Kenneth Charles King (1959)
– Den für uns heute lesbarsten Baseler Druck aus den 1600er Jahren, der als einziger Druck nicht (!) bei King enthalten ist und Vieles viel klarer überliefert
– sowie die zweite vollständige Handschrift-Fassung des Liedes, die Abschrift eines verschollenen alten Druckes, die Richard Huegel – den Guten sei Dank – 1877 abdrucken ließ, bevor sie im 2. Weltkrieg zerstört wurde
– Als Anreiz und Veranschaulichung, daß die Übersetzung leichter ist, als es den Anschein hat, gebe ich die ersten drei Strophen in meiner Übersetzung dabei 🙂
Der Preis versteht sich wie immer ausschließlich als mein Arbeitsaufwand für meine eigenen Ablichtungen und das Zusammenstellen fremder Ablichtungen gemeinfreier Werke.
Ein Heinrich der Löwe-Paket mit seinem Liede werde ich künftig für einen Vergleich ebenfalls anbieten.