Beschreibung
Elbische Heilkunst in Heldensagen – Teil 2:
Herr Dietrich, die Wilde Fraue und König Fasold (Kurzfassung)
Wie wir ein kirchlich entstelltes Helden- und Elbengedicht wieder heylen können
Dieses wortgewirkte Werk hat es in sich: Waren wir im ersten Teil noch in der gemüthlichen Lage einer einzigen Überlieferung und zehn überschaubaren Strophen, so erwarten uns hier gleich drei verschiedene Leitfassungen und 32 Strophen.
Der gesunde Menschenverstand würde jetzt sagen: „Bei drei Leitfassungen sollte da doch im Grunde inhaltlich drei Mal dasselbe stehen! Daß manche Worte verschrieben oder anders geschrieben wurden, kennt man ja.“ Das stimmt so weit auch. Wenn alle Abschreiber und Umschreiber ehrliche Absichten gehabt hätten, so bräuchten wir diese Nebeneinanderstellung von drei Leitfassungen nicht! Mein werter Leser wird jedoch recht bald feststellen, daß es Strophen gibt, die recht weit voneinander abweichen. In fast jeder Strophe ist es leider so, daß jede Fassung andere Inhalte hat, die die jeweils anderen beiden Fassungen nicht haben. Wenn man sich also für nur eine Leitfassung entscheidet und nur diese übersetzt, fehlen folglich von vorne herein die Inhalte der anderen Fassungen. Mit anderen Worten: Egal, für welche Fassung man sicht entscheidet, es wird inhaltlich immer etwas fehlen. Ausnahmslos alle Übersetzer und Nacherzähler des Eggenliedes haben es genau so gemacht: Sie entschieden sich stets für nur eine Fassung. Selbst Friedrich Heinrich von der Hagens einzige wörtliche Übersetzung verfolgt diesen Ansatz. Allerdings mit einem wichtigen Unterschied: Er wählt für jede Strophe die für ihn sinnigste Fassung aus. Er wechselt also immerhin zwischen den Fassungen und vermischt auch Verse, die passender und sinniger sind. Das Ergebnis daraus ist jedoch auch hier stets eine Strophe.
Ich habe nun versucht, aus der Not eine Tugend zu machen, indem ich mir die Frage stellte: Gibt es einen Weg, mit dem man möglichst alle Verse, die wirkliche Inhalte vermitteln (und nicht nur Reimfüller sind), miteinander verbinden kann? Lösen sich so vielleicht auch manch augenscheinliche Widersprüche auf?
Ja, den gibt es! Der Weg hat sich mir auf ganz natürliche Weise gezeigt: Ich habe einfach die Verse farblich markiert, die noch Inhalte haben, die die augenscheinlich älteste und inhaltsreichste Fassung nicht hat. Als ich das erste Mal sah, daß ich 11 bis 13 solcher Verse „zusammenbekam“, war das der Augenblick, wo ich den kühnen Gedanken hatte: Na, daraus kann man doch einfach eine zusätzliche Strophe wiederherstellen!
Kurzum: Ich habe bei stark abweichenden Strophenfassungen eine zweite Strophe wiederherstellen können. Die hier untersuchten 32 Strophen machen etwa 1/10 des gesamten Liedes aus. Aus diesen 32 Strophen sind in meiner Neuübersetzung 47 Strophen geworden, also etwa 1,5 Mal so viel. Im Schnitt konnte ich also alle zwei Strophen eine wiederherstellen.
Ich wünsche mir, daß meine Vorgehensweise Schule macht und wir mit vereinten Kräften das gesamte Lied auf diese Art und Weise heylen können! 🙂
Kurzfassung bedeutet: Dieser Beitrag enthält das Gedicht mit 47 Strophen und eine übersichtliche Zusammenstellung, wie ich dabei vorgegangen bin. Eine Erzählfassung, weitere Anmerkungen und Erläuterungen wie auch die eingehende Untersuchung des Gedichtes gibt es in der Langfassung, die sich in Vorbereitung befindet. 🙂 Mit dieser Kurzfassung ist die Grundlage für den späteren Druck geschaffen.
Das schöne Bild stammt von Willy Wiedmann aus Gerhard Aicks Deutsche Heldensage von 1950.
Was du hier bekommst: 45 PDF-Seiten im B5-Format, das sich am heimischen Drucker auf eine handliche DIN A4-Seite drucken läßt. So bekommst du auch schön viel Platz für deine Anmerkungen. 🙂