Beschreibung
Die Liberalen verachten das Mittelalter und schreien wilder Barbarei und Feudalismus. Die Servilen tragen eine gewisse Sehnsucht danach zur Schau. Ich darf hier ein Wort mitsprechen, der ich gerade mein Leben an die Untersuchung unseres Mittelalters setzte. Ich habe mit innerer Freude getrunken an seinen stillen Brunnen, die mir kein Sumpf schienen. In die rauhen Wälder unserer Vorfahren suchte ich einzudringen, ihrer edlen Sprache und reinen Sage lauschend. Weder die alte Freiheit des Volks blieb mir verborgen, noch daß es schon, bevor des Christentums Segen ihm nahte, sinnigen, herzlichen Glauben hegte. ~ Jacob Grimm über seine Entlassung
Das Mittelalter wird in den Medien damals wie heute als finstere Zeit dargestellt, wo wir uns als Zuschauer oder Leser am Ende oft denken (sollen?): „Zu der Zeit hätte ich nicht leben wollen!“ Und doch haben viele von uns eine heimliche Sehnsucht und Liebe zum Mittelalter entwickelt: Sei es die Liebe zu Büchern und Filmen wie Der Herr der Ringe, zu Mittelaltermärkten und Festen wie das MPS, zu Ritterfestspielen, Bällen oder historischen Trachtenfeiern. Ist Ihnen dieser Widerspruch einmal aufgefallen?
Wie kommt es, daß wir über das Mittelalter nur wenig wissen, obwohl in dieser Zeit nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa Städte wie Pilze aus dem Boden geschossen sind? Oder daß aus der Silbernot eine neue regionale Währung – der Hohlpfennig – entwickelt wurde und einen unvergleichlichen kulturellen Aufschwung ermöglichte, der die schönsten Bauten Europas hervorbrachte?
Es herrschte damals wie heute eine Abgabenlast, die die Belastungsgrenzen oft genug überschritt. Doch unsere Vorfahren haben sich zusammengetan und sind aus der Not heraus erfinderisch geworden. Wie haben sie das gemacht? Wie konnten sie 100 Feiertage im Jahr haben – in manchen Regionen sogar 150 – und dazu noch jeden Montag »blau machen«? Wie haben selbst Tagelöhner nur drei bis vier Tage die Woche arbeiten müssen und sich dabei auch noch zwei bis drei Kilo des teuersten Fleisches leisten können?
Unsere Vorfahren haben viele schlimme Zeiten durchgemacht, doch sie sind jedesmal wieder gestärkt mit neuen Ideen daraus hervorgegangen – so auch im Mittelalter. Ist es nicht eine tröstende Erkenntnis, daß auf jede schlimme Zeit wieder eine gute Zeit folgte?
Was können wir von ihnen lernen, was uns heute hilft? Auf all diese Fragen möchte dieser Beitrag ein Licht werfen, welches uns das Leben unserer Vorfahren im Mittelalter mit anderen Augen sehen läßt.
Es ist eine Geschichte des mittelalterlichen Regionalgeldes und der Münzprägung, des Städtebaus und seiner gotischen und lombardischen Architektur. Es geht vor allem um den Zusammenhang verschiedener Schlüsselentwicklungen des 12. Jahrhunderts, die auf wundersame Weise fast alle zur gleichen Zeit geschehen (siehe Bild Nr. 7).
136 Seiten mit 28 farbigen Abbildungen.
Als gebundene Ausgabe auf Werkdruckpapier mit Lesebändchen.
Ohne ISBN im Eigenverlag veröffentlicht.